Vielen Dank für eure Unterstützung von SixTrack bei LHC@home und Neuigkeiten
Liebe Freiwillige,
alle Mitglieder des SixTrack-Teams wollen euch allen für die Unterstützung unseres Projektes bei LHC@home danken. In den letzten Wochen gab es einen deutlichen Anstieg der Arbeitsbelastung und eure fortwährende Hilfe pausierte nicht einmal während der Weihnachtsfeiertage, was wir wirklich schätzen!
Wie ihr wisst, interessieren wir uns für das Simulieren der Dynamik des Teilchenstrahls in ultrarelativistischen Speicherringen wie dem LHC. Wie in anderen Gebieten der Physik ist die Dynamik komplex und kann in einen linearen und einen nichtlinearen Anteil aufgeteilt werden. Ersterer bringt die erwartete Leistung der Maschine in Reichweite, wohingegen letzterer die Stabilität des umlaufenden Teilchenstrahls dramatisch beeinflussen kann. Während ersterer mit der Rechenleistung eines Laptops ausgewertet werden kann, benötigt letzterer BOINC und somit euch! Tatsächlich führen wir sehr große Abrasterungen von Parameterräumen durch, um zu sehen, wie Nichtlinearitäten die Bewegung von Teilchenstrahlen in verschiedenen Regionen des Phasenraums der Teilchen und für verschiedene Werte von Maschinenparametern beeinflussen. Unsere wichtigste Messgröße ist die dynamische Apertur (DA), d.h. die Grenze zwischen stabiler, also gebundener, und instabiler, also ungebundener, Teilchenbewegung.
Die Untersuchungen betreffen hauptsächlich den LHC und seine Luminositätserweiterung, den sogenannten HL-LHC. Dank dieses neuen Beschleunigers werden Experimente mit dem LHC etwa im Jahr 2035 in vergleichbarer Zeit etwa zehnmal so viele Daten liefern wie in den ersten 10-15 Betriebsjahren LHC erwartet. Die Entwicklung der erweiterten Maschine ist in vollem Gange und der gegenwärtige Betrieb des LHC ist eine einzigartige Gelegenheit, unsere Modelle und Simulationsergebnisse an der Realität zu messen. Umfassendes Wissen über die DA des LHC ist wesentlich, um den Arbeitspunkt des HL-LHC korrekt einzustellen.
Wenn ihr Simulationen mit dem Namen workspace1_hl13_collision_scan_* (Frederik) gecruncht habt, dann habt ihr uns dabei geholfen, die Effekte unvermeidbarer Magnetfehler auf die dynamische Apertur zuzuordnen, die von der neuen HL-LHC-Hardware erwartet werden, und den besten Arbeitspunkt für die Maschine sowie Korrekturstrategien zu finden. Aufgaben mit Namen wie w2_hllhc10_sqz700_Qinj_chr20_w2* (Yuri) richten das Hauptaugenmerk auf die Magneten, welche die Teilchenstrahlen vor der Kollision zusammendrücken; aufgrund ihrer herausragenden Rolle haben diese Magneten, obwohl es nur wenige davon gibt, einen so großen Einfluss auf die nichtlineare Dynamik, dass die Knöpfe, welche den linearen Teil der Maschine kontrollieren, erhebliche Abhilfemöglichkeiten bieten.
Viele aktuelle Aufgaben zielen auf den Zusammenhang zwischen Lebensdauer der Teilchenstrahlen und der dynamischen Apertur. Die Lebensdauer der Teilchenstrahlen ist eine Messgröße, die auf Basis der aktuellen Verlustrate angibt, wie lange die Strahlen in der Maschine bleiben. Ein theoretisches Modell für den Zusammenhang zwischen der Lebensdauer der Teilchenstrahlen und der dynamischen Apertur wurde entwickelt; eine große Simulationskampagne wurde gestartet, um das Modell mit den zahlreichen Messungen zu vergleichen, welche in den letzten drei Jahren mit dem LHC durchgeführt wurden. Ein Satz dieser Studien betrachtet unter dem Namen w16_ats2017_b2_qp_0_ats2017_b2_QP_0_IOCT_0 (Pascal) die unvermeidbaren multipolaren Fehler der Magneten als Hauptgrund für die Nichtlinearitäten, wohingegen Aufgaben mit dem Namen LHC_2015* (Javier) störende Zusammentreffen in der Nähe der Kollisionspunkte betrachten, d.h. die sogenannten "langreichweitigen Strahl-Strahl-Effekte".
Einer unserer Anwender (Ewen) führt dank eurer Hilfe zwei Studien durch. Im Jahr 2017 wurde die DA erstmals im LHC bei Spitzenenergie direkt gemessen und nichtlineare Magnete beiderseits der ATLAS- und CMS-Experimente wurden zum Variieren der DA verwendet. Er möchte herausfinden, wie gut die simulierte DA mit diesen Messwerten übereinstimmt. Die zweite Studie untersucht systematisch die zeitliche Abhängigkeit der DA in der Simulation von der Stärke der linearen transversalen Kopplung und wie diese in der Maschine erzeugt wird. Tatsächlich haben einige frühere Simulationen und Messungen bei Injektionsenergie angedeutet, dass lineare Kopplung zwischen den horizontalen und vertikalen Ebenen große Auswirkung darauf haben können, wie sich die dynamische Apertur mit der Zeit entwickelt.
Bei all dem ist eure Hilfe wesentlich, da ihr uns ermöglicht, die Simulationen und Studien durchzuführen, die uns interessieren, indem ihr die Aufgaben bearbeitet, die wir über BOINC verteilen. Daher herzlichen Dank euch allen!
Frohes Crunchen und bleibt dran!
Alessio und Massimo für das LHC-SixTrack-Team
23.01.2018, 18:08:14 MEZ
Originaltext:
